Mittwoch, 30. Mai 2007

Es ist vollbracht

... Uups means not Sorry ...

Das Festival of the Nations ist vorbei, die Aufräumarbeiten sind soweit sie mich betreffen abgeschlossen, einige der letzten Rechnungen liegen bei mir auf dem Tisch um bezahlt zu werden und eigentlich könnte jetzt nachdem ich morgen und Freitag fei habe, dann eh das Wochenende kommt, ab Montag wieder mit Business as usual weitergehen, aber halt da war noch was nicht in Ordnung.

Ich habe auf meinem Blog mit Dreck um mich geworfen, ohne dass mir selbst klar war, was eigentlich der Auslöser dafür war. Auf diese Art und Weise habe ich ein so nicht zutreffendes Bild von dem Zentrum und der Organisation für die ich tätig bin, gezeichnet. Ich hatte mir erlaubt in der Öffentlichkeit des Internets mit Dreck zu werfen, daher ist hier auch der genau richtige Platz dieses einzuräumen und sich auch zu entschuldigen.

Was soll ich sagen, was kann ich eigentlich sagen um meine Leiter, die ich mit meiner defarmierenden Art der Lächerlichkeit preis gegeben habe zu rehablilitieren? Ja es ist wahr, das Festival hat viele Ressourcen verbraucht, hat auch viele Kolleginnen und Kollegen verschlissen und letztendlich das Letzte von uns gefordert, ebenso ist es richtig, daß wir als Jugend mit einer Mission Herrnhut uns zu keiner Zeit um das Festival geschlagen haben und eigentlich aus einer Einladung der europäischen Leitung erfahren haben, dass wir eben jene Konferenz zu der wir eingeladen werden, auch ausrichten werden.

Die einzelnen Vorkommnisse, die von mir zu Katastrophen stilisiert wurden, bewegten sich rein nüchtern betrachted auf dem ganz normalen Level an Minipannen, die bei einem derartigen Großprojekt eben vorkommen. Streng genau genommen verlief dieses Festival sowohl von der Planung, als auch von der Durchführung her annähernd perfekt. Keines der Großereignisse, an denen ich bisher mitwirken durfte verlief auch nur in Ansätzen so reibungslos, wie diese Konferenz.

Was war es nun aber, was mich dazu trieb mich zu verhalten, wie ich mich verhalten hatte?
Die ehrliche Antwort auf diese Frage sprengt wahrscheinlich leicht den Rahmen und würde sehr wahrscheinlich nur dann vollständig verstanden werden können, wenn ich noch einige Zusatzinformationen zur Verfügung stelle - daher hier eine Variante, die der Wahrheit entspricht und dennoch allgemein genug ist, damit sich jeder seinen Teil dabei denken kann.

Ich hatte Angst, das war es wohl hauptsächlich. Es handelt sich hierbei um eine dieser irrationalen Ängste von denen man in der Psychologie viel liest und im Prinzip doch zu keinem Zeitpunkt versteht, worin die Wurzeln liegen. Rein spirituell argumentiert ist die Wurzel dieser Angst wahrscheinlich mangelndes Vertrauen zu Gott und seiner Schöpfung und somit könnte das sehr leicht und sehr schnell im Bereich von Unglauben angesiedelt werden. Diesen Ansatz werde ich nicht kommentieren und wer das so sehen möchte, der darf das. Allerdings besteht das eigentliche Problem weder im Unglauben, noch in mangelndem Vertrauen oder fehlender Berufung, sondern vielmehr in intellektueller Begrenztheit meiner Person.

In der Zeit, die ich jetzt bereits für Jugend mit einer Mission arbeite habe ich für mein Verständnis schon sehr viel erlebt, habe es kennen gelernt wie es ist an seinen Grenzen zu leben, permanent weiter gedehnt zu werden und letztendlich permanent über seinem persönlichen Verträglichkeitslevel zu sein. Hinzukommt bei mir persönlich viel Arbeit fürs Zentrum und sehr, sehr wenig Zeit für die Ausarbeitung und Entwicklung meiner persönlichen Vision. Dieser Frust hat sich mit einem unterschwelligen Zorn verbunden, der mich schier verzweifeln ließ. Die Tatsache, dass ich mich keinem dafür zuständigen Menschen anvertraut habe, weil ich einfach davon ausgegangen bin, dass mich niemand annehmen wird, weil ja alle so geil auf das Festival sind, hatte die Situation eigentlich weiter verschärft.

Um die ganze Sache einigermaßen verständlich und kurz zu halten, es lief für mich in der Woche unmittelbar vor dem Festival eigentlich alles auf DIE Frage hinaus und ja ich wollte aufgeben, ich war am Ende, habe mich von Gott und den Menschen in meiner Umgebung verlassen gefühlt und versuchte eigentlich alles um einen Weg aus der Missere zu finden, aber einfach nur gehen und sich in meiner Gemeinde in Stuttgart verstecken wollte ich auch nicht, obendrein steht mir da mein Stolz ganz enorm im Weg, ich wäre mir wie ein Versager vorgekommen.

Ich hatte streng genau genommen Angst vor Gewissheit. Das hört sich ansich albern an, ist aber eine der zynischsten Exsistenzängste, die es gibt. Ich kannte nur JmeM in Herrnhut, was für mich also der Maßstab wurde und derzeit auch ist. Das Festival würde viele JmeMer aus ganz Europa und der Welt nach Herrnhut bringen. Was aber wenn die genau so sind, wie das was ich an Herrnhut ablehne, hier sei ganz klar erwähnt es gibt tausendfach mehr an Herrnhut was ich sehr liebe, aber Angst geht immer mit Ablehnung einher. Was also wenn die gesammelte Europaleitung so chaotisch und schlimm ist, wie die Herrnhut-Leitung im Ausnahmezustand? Könnte ich für einen derartigen Verein weiterhin tätig sein, ohne das Gefühl zu haben sich zu versündigen? Ich wollte diese Frage unter keinen Umständen beantworten, allein schon der Gedanke mich dieser Frage stellen zu müssen war mir persönlich unangenehm. Das ist die Wurzel dieser Angst gewesen, eine Entscheidung oder Überprüfung einer bestehenden Situation um die ich mich drücken wollte.

Das für mich persönlich schlimmste an dieser Angelegenheit ist, daß ich an diese Angst garnicht rangekommen bin und somit auch nichts gegen mein inakzeptables Verhalten habe tun können, aber was schlimmer ist auch nichts gegen meine persönliche Situation von Zerrissenheit und Panik habe unternehmen können. Das Festival wurde für mich zum Hassobjekt. Eine weitergehende Analyse der tatsächlichen Situation blieb von meiner Seite aus, weil es ja mit der Konferenz zu tun hatte und letztlich ging mir einfach alles was mit dem Festival zu tun hatte nur noch auf die Nerven.

Weitere Rechtfertigungen oder Erklärungen möchte ich nicht abgeben. Ich hoffe inständig, dass das schlechte Image meiner Leiter, meiner Organisation und meines Zentrums für das ich gesorgt habe, hiermit relativisiert werden kann und eine gewisse Rehabilitation auch einher geht.

Das Festival in kürze, wahrscheinlich verfasse ich auch noch einen Rundbrief drüber, aber hier schonmal alles was aus meiner Sicht der Dinge wichtig ist:

- von den angeblichen über 1.000 Registrierungen sind ca. 750 auch da gewesen
- das Wetter war erwartungsgemäß für Ende Mai durchwachsen, heißt tagsüber schrecklich heiß und abends bzw ab nachmittag dann Regen oder Gewitter
- es sind keine Fahrzeuge abgesoffen und es blieben Übergriffe durch lokale Jugendliche vollständig aus
- die Nachbarn haben das Festival weitestgehend positiv aufgenommen, eventuell mit Ausnahme der direkten Anlieger, aber etwas ist ja immer und letztendlich kann es nicht unser Problem sein, wenn uns das Stadtamt erlaubt eine Straße zu sperren und gleichzeitig wegen eines Sportfestes die andere Straße auch gesperrt ist.
- die lokalen Gemeinden haben die öffentlichen Veranstaltungen wahrgenommen, zumindest vom christlichen Zentrum waren doch recht viele da, was die katholische Minderheit angeht oder die Brüdergemeine bin ich mir da nicht so sehr sicher, aber wenn welche da waren, dann kann das für unsere Beziehung zueinander nur positiv sein.
- ein für das Festival entstandener Verlust konnte mit einem guten Opfer aufgefangen werden
- für ein in Herrnhut entstehendes Kunstkaffee gibt es aus dem gleichen Opfer auch eine hervorragende Anzahlung
- Alle sind glücklich
- ich konnte verschiedene große Leiter von JmeM kennen lernen und bin begeistert von ihnen, konnte sogar Loren Cunningham die Hand schütteln
- Lyn Green ist wohl eine der demütigsten Personen, die mir je begegnet sind
- ich konnte für und mit Jeff Fountain beten und erlebte persönliche Durchbrüche, die ich mir nie hätte vorstellen können
- der Heilige Geist hat sich wirklich frei bewegt und ich glaube wirklich daran, dass aus diesem Festival viele gute Dinge hervorgehen werden

Soviel für jetzt
Solong
Berney

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lieber Bernd,
Deine Posts sind immer so lang, dass man viel Zeit zum Lesen braucht. Versuch es doch mal einen Tick kürzer bitte bitte!

Beate Vivere hat gesagt…

Aber sie sind sehr gut;-)

Hast du dir schon mal überlegt ein Buch zu schreiben, Bernd?

Grüße Achim

Berney-Freak hat gesagt…

ja hab ich und Danilo ein Kollege und Freund von mir hier, der sich um den ganzen Rechnerkram und Telefonanlage kümmern darf hat mir sogar schon den perfekten Titel vorgeschlagen - "Mein Leben unter Bockwürsten"

Gruß
Berney